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Gardasee - Lifestyle - Sport & outdoor

Die Vorbereitungsphase auf die Olympischen Sommerspiele Segeln

Tipps des Olympia-Seglers Diego Romero Paschetta

Kommen wir zum zweiten Teil des Interviews mit dem Segler Diego Romero Paschetta.
Hier geht es zum ersten Teil “Segeltraining am Gardasse – Interview mit Diego Romero Paschetta”

 

Diego, wie bereitet man sich am besten auf die Olympischen Spiele vor?

2007 bin ich von der argentinischen zur italienischen Nationalmannschaft gewechselt.

Von 1996 bis 2011 hatte ich aber immer denselben Trainer, mit dem ich mich auch für die Olympischen Spiele 2008 vorbereitet habe.

Seit der Vorauswahl im Mai 2008 konnte ich mich täglich mit einem persönlichen Trainingsprogramm trainieren. Mein Tag fing gegen 7.00-7.15 Uhr mit einem 45-minütigen Lauf an. Nach dem Frühstück und einer Stretching-Einheit trainierte ich dann auf dem Fahrrad und im Boot.
Am Ende des Tages stemmte ich noch Gewichte und machte erneut regelmäßiges Stretching mit Dehnübungen. Grundsätzlich hatte ich täglich 2/4 Trainingseinheiten mit Laufen, Gewichte stemmen, Stretching und Fahrrad fahren.

In der Laser-Klasse spielt das Sporttraining eine große Rolle im Vergleich zum Training auf dem Wasser. Ich meine damit die körperliche, technische und geistige Vorbereitung.
Ich war damals unter den Spitzensportler körperlich mit am besten vorbereitet, auch wenn ich immer der Kleinste in der Laser-Klasse war. Da meine technische Vorbereitung schon sehr gut war, konzentrierte ich mich vor allem auf meine körperliche Fitness. Das Ziel war, mein Idealgewicht zu erreichen, um schneller segeln zu können.

 

Konntest Du dich in China lange auf die Olympischen Spiele vorbereiten? Gab es besondere Schwierigkeiten?

Die Bedingungen, die ich in China vorgefunden hatte, waren mir mehr oder weniger bekannt. Befreundete Trainer erzählten mir, dass sie den Gegebenheiten von Mar di Plata sehr ähneln. Deshalb habe ich mich auch dann vor Ort gut zurechtgefunden.

3 – 4 Mal am Tag widmete ich dem mentalen Training und der Visualisierung. Damit konnte ich mich gut auf das Gelände, das dem von Mar del Plata ähnelt, konzentrieren.

Dank der intensiven mentalen Vorbereitung, war mein erster Eindruck von Peking sehr gut.

In den ersten 15 Tage war es mir weniger wichtig, das Boot anzupassen und zu optimieren (zumindest in der Laser-Klasse), sondern viel mehr alle Energie in die Geschwindigkeit zu setzen. Ich hatte von Anfang an ein gutes Gefühl, war gut vorbereitet und zuversichtlich. Mit meiner Geschwindigkeit, meiner Taktik und der Technik hatte ich sehr gute Chancen, die Olympischen Spiele gut zu meistern.

Vor ein paar Tagen sprach ich bei einem Kaffee mit Robert Scheidt über meine Erfahrungen bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen.

In Athen war ich sehr schnell. Aber der erste Tag war eine Katastrophe: ich hatte tagelang immer auf der linken Seite trainiert, weil der Wind immer nur von links kam. Am Tag der Regatta hingegen kam plötzlich eine Böe von rechts und ich verlor Positionen. Am Ende des Tages schnitt ich ziemlich schlecht ab. Trotz des ersten schlechten Ergebnisses, konnte ich aufholen und mich zur Halbzeit der Olympischen Spiele auf den dritten Platz vorkämpfen. Dann wurde ich als OCS gewertet und fiel auf den 18. Platz zurück. Die Olympischen Spiele beendete ich letztendlich auf dem 12. Platz.

Daraus habe ich gelernt, dass ein hohes sportliches Niveau bei Regatten nicht ausreicht. Man muss alles perfekt machen.

 

Mit welcher siegreichen Strategie hast Du es auf das Podium geschafft?

 In den Trainingstagen vor den Regatten hatte ich versucht, so viele Informationen wie möglich zu sammeln. Bei täglich gleichen Gegebenheiten hätte ich eine 80% ige Wahrscheinlichkeit gehabt, die gleichen Bedingungen auch am Wettkampftag vorzufinden.
Aber es kann auch immer anders kommen, so wie bei den Olympischen Spielen in Athen.
Das ganze Training über wehte der Wind von links und bei der ersten Regatta kam der Wind völlig überraschend von rechts.
Auch der Instinkt ist von großer Bedeutung. In einer technischen Sportart, wie beim Segeln oder auch beim Tennis, sind die motorischen Fähigkeiten und die häufige Wiederholung sehr wichtig. Man darf sie bei der technischen Vorbereitung auf keinen Fall unterschätzen. Die, vom Unterbewusstsein gesteuerten Gesten und Handlungen, müssen assimiliert werden. Während der Regatta hat man keine Zeit zum Nachdenken und Analysieren, da muss alles automatisch ablaufen.
Fehler immer wieder zu analysieren, um sie bei der nächsten Regatta automatisch zu vermeiden, ist von grundlegender Bedeutung.

 

Erzähl uns etwas über den Wettkampf. Wie war Deine Stimmung?

 Ich war zugegeben etwas nervös. Es waren meine dritten Olympischen Spiele und ich wußte, dass ich gute Chancen hatte. Aber auch bei den beiden anderen olympischen Spielen meinte mein Trainer, dass mir ein Podiumsplatz sicher war, wenn ich keine Fehler machen würde.

Dieses Mal fing es nicht so schlecht an wie bei den olympischen Spielen in Athen, aber es hätte besser laufen können. An dem besagten Wettkampftag wusste ich, dass die Silbermedaille in Reichweite war. Ich wollte an diesem Tag alles tun, um den zweiten oder wenigstens den dritten Platz zu erreichen.

Bevor es ins Wasser ging, studierte ich noch meine Gegner; ich wollte wissen, ob sie in Form waren. Während ich mein Boot sauber machte, stellte ich fest, dass der slowenische Athlet sehr ruhig und gelassen war. Der Portugiese (Gustavo Lima) und der Franzose (Jean Baptiste Bernaz) hingegen waren ziemlich nervös.

Ich wusste, dass ich ihnen gegenüber definitiv einen Vorteil hatte, wenn ich mich und meine Gedanken unter Kontrolle haben würde. Dann lief der Wettkampf mehr oder weniger so ab, wie ich mir das vorgestellt hatte. Ich beobachtete Gustavo und Jean Baptiste, die an den jeweiligen Außenseiten fuhren. Rasmus wurde leider von Anfang an von dem Engländer gedeckt.
Am Ende des Wettkampfes wurde mir klar, dass ich die Bronzemedaille gewinnen konnte. Es ging nur recht langsam mit einen leichten Brise vorwärts, aber nach ein paar Minuten war das Spiel gelaufen!

Ich bevorzuge grundsätzlich starken Wind, aber bei dieser Regatta war ich sehr gut auf diese leichten Brise vorbereitet. Bei stärkerem Wind hätte ich wahrscheinlich keine Chance gehabt, da die anderen Segler schwerer waren und deshalb schneller gefahren wären.

Ich war sehr optimistisch, aber um mich richtig freuen zu können, musste ich noch warten, bis alle ihre Regatta beendet hatten und der Punktabstand bestätigt wurde. Und dann gewann ich endgültig die Medaille.

 

Du hast die Bronze Medaille bei den Olympischen Spielen gewonnen! Was war Dein erster Gedanke?

 Im ersten Moment dachte ich: Schade, dass ich nicht Gold gewonnen habe! Drei Tage lang war ich an der Spitze, aber aufgrund zweier Fehler habe ich die Goldmedaille nicht geholt. Ich hätte definitiv gewinnen können, denn ich war in Höchstform. Aber wegen zwei Fehlern während der gesamten Olympischen Spiele, habe ich dann den dritten Platz belegt.

diego romero olimpiadi
diego romero
diego romero olimpiadi

 

Und dann? Was hast Du dann gedacht?

Dann war ich nur noch überglücklich! Denn ich hatte mich ganze 12 Jahre auf eine Olympische Medaille vorbereitet. Und am Ende habe ich sie gewonnen.
Ich wusste mein Glück wirklich zu schätzen, denn es gibt so viele einzigartige Spitzensportler, die aber am Ende nie eine Medaille gewinnen.

Ich war wirklich glücklich| Als ich an Land kam, warteten schon meine italienischen und auch die argentinischen Teamkollegen auf mich. Alle gratulierten mir; es war ein sehr emotionaler Moment.

Auch der Präsident der FIV (italienischer Segelverband) wartete weinend auf mich – er hatte richtig mit mir mitgelitten. Ihm wurde damals ziemlich viel Druck gemacht, da er mich unbedingt in der italienischen Mannschaft haben wollte und deshalb viel Kritik im Umfeld bekam.

Für mich war dieser Druck nichts im Vergleich zu den 12 harten Trainingsjahren und den vielen Opfern, die ich dafür gebracht hatte.

In Cordoba zum Beispiel lebte ich zwei Jahre lang in einem Wohnwagen im Segelclub, da ich mir die täglichen einstündigen Hin- und Rückfahrten aus der Stadt nicht leisten konnte. Deshalb wohnte ich zwei Jahre lang in dem Wohnwagen meiner Eltern.

Um meine Olympia Kampagne zu finanzieren, arbeitete ich viel Jahre als Laser-Radial-Trainer. Ja, so verdiente ich mein Geld, um mich auf die Olympischen Spiele vorbereiten zu können. Natürlich hatten andere Spitzensportler, die nicht arbeiten mussten, sondern Zeit hatten, sich zu erholen und zu regenerieren, einen klaren Vorteil.

2006 zahlte uns der argentinische Verband nicht einmal die Anmietung von Autos, um die Boote von einem Ort zum anderen zu transportieren. Ein Teil meines Gehalts als Trainer ging damals an ein englisches Mädchen, das ich trainierte. Sie lieh mir ihr Auto und ich transportierte nicht nur mein Boot, sondern auch ihres. Um mein Budget zu decken, arbeitete ich sogar als Fahrer.

Der Druck des italienischen Segelverbands war also relativ gering im Vergleich zu all den Anstrengungen der vorhergehenden Jahre.
Ich durfte keine Fehler machen: das war für mich der größte Druck. Ich wusste, ich konnte es schaffen. Am Anfang war ich sehr aufgeregt, aber mit Yoga schaffte ich es, meinen Körper und meine Emotionen besser zu kontrollieren.
Früher, wenn etwas schief lief auf dem Wasser, schrie ich los. Seit ich Yoga mache, bleibe ich ruhig und konzentriert.

 
Vielen Dank Diego, dass Du Deine Erfahrungen mit uns geteilt hast. Du hast uns gezeigt, dass die Arbeit eines Sportlers nicht nur den Körper, sondern auch den Kopf und das Herz betrifft. Seit 2005 gehörst Du zu unserer großen “Residence Centro Vela Familie” und wir freuen uns jedesmal, wenn Du uns besuchen kommst.

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