Group 71 Created with Sketch. Combined Shape Created with Sketch.
Sicher Reisen
Angebote Anfrage Buchen Menu

Gardasee - Sport & outdoor

Wie gewinnt man den America’s Cup? Interview mit Jacopo Plazzi Marzotto – Teil 1

Jacopo Plazzi Marzotto aus dem Luna Rossa Team erzählt wie er zur Königsklasse des Segelsports gekommen ist und wie man den Cup gewinnt

Jacopo, möchtest du ein bisschen über dich erzählen? Woher kommst du? Wie bist du zum Segeln gekommen? Mit wem teilst du die Leidenschaft für das Segeln, oder hast du sie „zufällig” entdeckt?

Ich komme aus einer Seglerfamilie: sowohl mein Vater, als auch mein Onkel haben am America’s Cup teilgenommen. Mein Onkel machte dann das Segeln zu seinem Beruf und ist noch heute in der Segelwelt tätig. Er nahm an mehreren Ausgaben des America’s Cup teil. Einmal hat er den Cup auch gewonnen! Mein Vater hingegen hat sich nach dem America’s Cup 1987 umorientiert und studierte dann Medizin. Heute ist er ein international anerkannter Neurologe. Seine Leidenschaft für das Segeln teilt er aber noch heute mit der ganzen Familie.

Im Jahr 2000 trat mein Onkel am America’s Cup in Neuseeland an, also mitten im Winter. Ich war damals acht Jahre alt und stand um 8,00 Uhr morgens auf, um mir alle Regatten anzuschauen. Nachdem die berühmte Luna Rossa den Louis Vuitton Cup gewann, begann ich im selben Sommer, die ersten Segelkurse zu besuchen. Und seitdem segle ich.

 

Wie hast du das Segeln erlernt? Welche Bootsklassen bist du gefahren?

Sagen wir mal, ich bin den klassischen Weg gegangen. Ich fing mit dem Optimist an, ging danach zum 420er in der Jugendklasse über und letztendlich wechselte ich dann, gemeinsam mit Umberto Molineris, zum 49er. Daraufhin trainierten wir sechs Jahre lang auf die Olympischen Spiele 2016 in Rio hin.

Später trat ich auch in anderen Klassen an. Ich fuhr zum Beispiel die größeren Katamaranen M32 und GC32. 2017 bin ich wieder zu einem 49er übergegangen. Mit Andrea Tesei haben wir damit europaweit und weltweit hervorragende Ergebnisse erzielt.

2018 bekamen wir das Angebot, dem Team Luna Rossa beizutreten und so hatten wir auch unsere erste Erfahrung mit dem America’s Cup. In der Zwischenzeit absolvierte ich mein dreijähriges Wirtschaftsstudium, aber das Segeln hat immer einen zentralen Platz in meinem Leben eingenommen.

 

Wie bist du zum Team Luna Rossa gekommen? Wann hast du die Anfrage bekommen? Und was war dein erster Gedanke, als du die Nachricht bekommen hast? Warst du aufgeregt?

2018 haben Andrea und ich erfahren, dass Luna Rossa ein “New Generation” Projekt starten würde, um das Team rund um den America’s Cup zu erneuern. Gegen Ende 2017 hatten wir die ersten Kontakte zu Max Sirena und Pietro Sibello, der damals nicht nur Ex-Kollege, sondern auch eine wichtige Inspirationsquelle für mich war, vor allem als ich auf den 49er umstieg. 

Anfang 2018 hatten wir verschiedene Trials, an denen mehrere hundert Segler teilnahmen. Am Ende bin ich zusammen mit Andrea und Umberto ausgewählt worden. Beide sind hervorragende Mitsegler, die ich schon sehr gut kannte.

Für mich war es sehr aufregend, da mir Max eine Stelle als Trainer angeboten hatte. Ich habe mich sehr darüber gefreut, auch wenn ich am Anfang etwas Angst vor dieser neuen Aufgabe hatte. Außerdem musste ich mich zu dieser Zeit zwischen den Olympischen Spielen und dem America’s Cup entscheiden. Letztendlich haben wir uns im Jahr darauf für den America’s Cup entschieden.

Worum geht es bei dem New Generation Project? Welche Idee steckt dahinter? Und wie funktioniert das Programm?

Die Idee hinter dem Projekt ist es, junge Segler in das Team zu holen. Das Programm wurde vom Management für den 35. America’s Cup auf den Bermuda-Inseln aktiviert. Das Team wollte junge Segler, mit den verschiedensten, internationalen Erfahrungen zusammenzubringen und gemeinsam trainieren. 

Die Trials fanden in Cagliari statt: mehrere Wochen lang nahmen hunderte von jungen Seglern aus der ganzen Welt an der Auswahl teil. Es wurden vor allem Grinder gesucht, also junge Segler, die körperlich außerordentlich fit waren. Die Grinder haben beim America’s Cup den härtesten Job. Sie müssen mit viel Muskelkraft gegen die Windkräfte kämpfen. In der Tat nahmen an den Trials auch Schwimmer und Ruderer teil, bei denen die sportliche Leistungsfähigkeit entscheidend ist . Diese Jungs brachten auch unterschiedliche Fähigkeiten in Bezug auf die mentale Vorbereitung mit. Sie waren außerdem größere, körperliche Anstrengung gewohnt. Diese Mischung aus unterschiedlichem Wissen und Können war für das ganze Segelteam sehr produktiv. 

Auf der Luna Rossa konntest du ehemalige Segelkollegen wieder treffen. Mit Umberto hast du auf dem 49er und mit Andrea auf dem GC32-Katamaran so einige Erfahrungen sammeln können. Wie sehr haben dich die Erfahrungen mit deinen Kollegen bereichert? Und wie gut haben dich diese auf die Luna Rossa vorbereitet?

Ich war immer sehr stolz auf unseren gemeinsamen Weg und dass wir so viel zusammen erreicht haben. Der Weg bis zum Cup ist ein lang und steinig und bringt verschiedene Schwierigkeiten mit sich, auch auf persönlicher Ebene. 

Ganz anders als bei den Olympischen Spielen, arbeitet man beim Cup für das Team und nicht für sich selbst. Man hat einfach nicht die ganze Kontrolle über das Boot. Da war es wirklich eine große Hilfe, dass ich diese neuen Anforderungen und den Perspektivenwechsel mit Jungs, die ich sehr gut kenne, bewältigen konnte. Uns reicht meistens ein Blick, um uns gegenseitig zu verstehen. Auch unsere Denkweise ist sehr ähnlich. Dann ist es natürlich auch eine Genugtuung, dass wir so gute Ergebnisse erzielen konnten. Natürlich wollten wir alle gewinnen, leider ist es aber dann anders gekommen.

Wie wichtig sind menschliche Beziehungen, Teamarbeit und der Gemütszustand, um so wichtige Regatten zu meistern? Bei dieser Geschwindigkeit muss alles synchron laufen, oder?

Menschliche Beziehungen sind sehr wichtig, vor allem in unserem Umfeld. Ungefähr hundert Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, unterschiedlicher Nationalität und unterschiedlichen Aufgaben verfolgen das gleich Ziel. Techniker, Ingenieure, Designer und Segler müssen eng zusammenarbeiten. Da kann wirklich so einiges passieren und Teamarbeit ist extrem wichtig. In Neuseeland, zum Beispiel, haben wir ununterbrochen mehr als 12 Stunden am Tag zusammen gearbeitet. In sieben Monaten hatten wir nur drei oder vier Ruhetage, einschließlich Weihnachten.

Wir haben alle das gleiche Ziel verfolgt. Ohne ein starkes Team, das sich gegenseitig unterstützt, wäre es echt schwierig gewesen, weiterzumachen. Nicht nur im Segelteam, in dem meiner Meinung nach ein tolles Klima auch zwischen jungen und erfahrenen Seglern herrschte, sondern auch allgemein im ganzen Team, hat alles gestimmt. Das war eine einzigartige Erfahrung.

Falls Sie noch mehr über Jacopo Plazzi Marzotti wissen möchten, lesen Sie jetzt den zweiten Teil, über sein Training bis zum America’s Cup.

Auch diese Artikel könnten Sie interessieren:

Share

Zurück zum Blog

Why residence? Apartments & offers Travel experience
Anruf Whatsapp Angebote Anfrage Buchen